Effingers
The Turn of the Screw
Nur wer die Sehnsucht kennt
Fidelio
Last Call
Die grosse Gereiztheit
Frankenstein oder der moderne Prometheus
Lazarus
Am Königsweg
Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny
Hollow Body
Guts Reloaded
︎ ︎
︎ ruth(at)ruthstofer.com
︎ +41(0)774368608
Effingers
Nach dem Roman von Gabriele Tergit
Uraufführung
Kammerspiele München
Premiere 18.9.2021
Regie Jan Bosse / Bühne Stéphane Laimé / Kostüme Kathrin Plath / Musik Arno Kraehahn / Licht Stephan Mariani / Videodesign Ruth Stofer / Dramaturgie Viola Hasselberg
BESETZUNG
Katharina Bach
André Benndorff
Zeynep Bozbay
Johanna Eiworth
Julia Gräfner
André Jung
Anna Gesa-Raija Lappe
Bekim Latifi
Christian Löber
Katharina Marie Schubert
Edmund Telgenkämper
Lucy Wilke
Gabriele Tergit (1894-1982) ist eine viel zu lang vergessene weibliche, jüdische Stimme. 1933 musste die Gerichtsreporterin und Autorin aus Deutschland fliehen. Als brillante literarische Chronistin beschreibt sie die Gefährdungen der Demokratie. Ihr großer Familienroman „Effingers“ erzählt den vitalen Aufstieg sowie den schleichenden Untergang einer bürgerlichen Welt zwischen 1870 und 1939. Man durchlebt aus den Wohnzimmern zweier jüdischer Kaufmannsfamilien den Abgesang des Kaiserreichs, den Ersten Weltkrieg, die Spanische Grippe, die Ausrufung der Republik, die Machtergreifung der Nazis. Der Absturz in den Faschismus geschieht zunächst unbemerkt.
Zwei Weltkriege, Faschismus, Frauenbewegung, Pandemie, Inflation – inmitten all dieser Ereignisse lebte Gabriele Tergit, die als wichtige literarische und politische Stimme des letzten Jahrhunderts gerade erst wiederentdeckt wird. Tergit dokumentierte mehr als 40 Jahre lang in zahlreichen Gerichtsreportagen die Welt des frühen 20. Jahrhunderts, 1933 floh sie vor den Nazis aus Deutschland.
Ihr Familienroman „Effingers“ porträtiert das Leben einer jüdischen Familie zwischen 1883 und 1942. Drei Generationen wachsen auf, suchen Rückhalt und Stabilität in ihrer Familie oder emanzipieren sich von ihren Zwängen. Sie verlieben sich, werden verheiratet oder heiraten gar nicht, fahren das erste Mal Auto, experimentieren mit dem technischen und wirtschaftlichen Fortschritt, erleben einen Weltkrieg, sind Teil des gesellschaftlichen Aufstiegs und stürzen ab. Die „Effingers“ erwecken nicht nur verschiedene Menschen im Kontext ihrer Zeit zum Leben, sondern greifen thematisch direkt in unsere Gegenwart.
Das Erinnern an eine im Faschismus untergegangene Welt gestaltet die Autorin als einen vielschichtigen, letztlich in die Zukunft gerichteten Akt, der immer wieder auch Raum für Sarkasmus und Humor lässt. Jan Bosses Inszenierung für ein großes Ensemble findet für dieses Erinnern besondere Bilder und Atmosphären.